Mittwoch, 3. Oktober 2012

ERSTER ARBEITSTAG IN MANJIMUP



Um 8 Uhr geht’s los. Mein Arbeitsweg ist ja nicht wirklich weit, also reicht es, dass ich 5 vor 8 losgehe und bin trotzdem noch vor 8 Uhr da. :-) (Also ich wohn im Kingston House direkt auf dem Gelänge des DEC = Department of Environment and Conservation. Ich muss also echt nur einmal umfallen und bin da.)
Adrian kommt gleichzeitig an und begrüßt mich gleich. Er stellt mir kurz die anderen Teammitglieder vor und dann fahren wir auch schon in Zweiergruppen los. Ab in den Busch. Nach 45min Fahrt kommen Adrian und ich irgendwo mitten im Wald an und fangen an die Sandpads, die über den Winter nicht benutzt wurden sauberzumachen. Das heißt: den Sand mit einem Rechen auflockern (der Sand ist ganz schön hart), Dreck rauskehren und die Oberfläche schön glatt machen. Dann noch einen Handabdruck machen, damit man am nächsten Tag sieht, ob es geregnet oder gestürmt hat oder jemand drübergefahren ist und danach den Sand wieder glatt gemacht hat, usw. Und das 50mal. Ganz schön anstrengend!

Adrian macht einen Handabdruck in das fertige Sandpad

Aber die Natur hier ist wirklich überwältigend: Eukalyptusduft in der Luft, Grasbäume, die hunderte Jahre alt sein müssen (die wachsen nur 1cm pro Jahr und sind hier teilweise 4m hoch), Eukalyptusbäume in hunderten verschiedenen Arten und dazwischen blühen Orchideen und Clematis. WOW! 


Orchideen am "Straßen"rand

Ich liebe die Grasbäume!

Clematis

noch mehr Orchideen

In diese Gegend hier kommt man normalerweise garnicht hin. Man braucht eine extra Genehmigung oder muss beim DEC arbeiten, um in diese Gebiete fahren zu dürfen. Also ist hier die Natur unberührt. Gut, sie muss sich von den Holzfällern, die hier alle alten großen Jarrah Bäume vor 50-100Jahren abgeholzt haben erholen. Aber seitdem es ein Naturschutzgebiet ist, kann hier alles wachsen und wuchern wie es will. Man sieht aber auch die Spuren der Buschbrände, die hier aber meistens gezielt und kontroliiert gelegt werden um unkontrollierte große Buschbrände zu verhindern.

Der erste Tag war echt klasse. Total anstrengend und auch lang (hab ja auch noch die Sicherheitsbelehrung und Einführung in das DEC und das Woylie Conservation Project bekommen), aber voller wunderschöner Eindrücke. Und Adrian hat mir auch total viel erklärt, über die Bäume und die anderen Pflanzen hier, was den Süd-Westen Western Australias so besonders macht und viel über die Tiere hier. Hab also viel gelernt.

Kurze Zusammenfassung (für Interessierte):
Süd-West Western Australia ist nach Osten hin durch die Nullarbor Plains, einer großen Wüste von Ostaustralien getrennt. Auch im Norden trennt eine Wüste den Süden von den Tropen. Also umgeben von Wüsten und Meer gibt es hier keinen Kontakt zu anderen Gebieten Australiens. Deshalb gibt es hier auch keine Koalas.
Der Boden hier ist sehr Nährstoffarm. Die Pflanzen sind also auf Symbionten angewiesen um genug Nährstoffe binden zu können. Um sich vor Fras durch Kängurus, Possums & Co zu schützen, produzieren viele Pflanzen hier ein sehr effektives Gift: Natriumfluoracetat. Das hat natürlich als starker Selektionsfaktor gewirkt und es konnten nur Kängurus, Possums & Co überleben und sich fortpflanzen, die gegen dieses Gift resistent sind. Ein ostaustralisches Possum würde hier also sterben, während ein westaustralisches Possum der gleichen Art hier super zurecht kommt.
Heute werden Köder mit diesem Gift (auch Poison 1080 genannt) hier verteilt, um eingeschleppte Arten, wie z.B. Katzen und Füchse, zu vergiften. Daran hab ich schon echt zu knabbern! Ich liebe Katzen und hier werden sie einfach getötet... :-( Sie sind eine Plage und fressen die einheimischen Tiere, wovon schon sehr viele vom Aussterben bedroht sind. Aber ich finde es trotzdem grausam, dass Tiere, die von dummen Menschen hier ausgesetzt wurden, einfach sterben müssen, nur weil sie versuchen irgendwie im Busch zu überleben... :-( am liebsten würd ich die Katzen hier alle einfangen und mit nach Deutschland nehmen...
Übrigens stirbt ein Fuchs oder eine Katze auch, wenn es ein Tier frisst, dass gerade eine der giftigen Pflanzen verspeist hat. Und für Menschen ist es auch giftig.
Der Süd-Westen Western Australias hat also eine ganz eigene und einzigartige Flora und Fauna. Es sieht hier auch wirklich komplett anders aus, als an der Ostküste. Wobei ich den Regenwald an der Ostküste schon sehr gern mag. Kann mich nicht entscheiden, wo es mir besser gefällt. Ist zu unterschiedlich um es miteinander vergleichen zu können.
Was toll ist, ist die Wilblumenblüte (wildflower season), die zur Zeit in Western Australia ist. :-)


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